Mehrere Zwischenstationen
Durch seinen Bruder lernte der begeisterte Wanderer mehrere Mehrerauer-Mönche kennen, unter anderem auch Pater Dietmar. „Mit ihm habe ich mich auf Anhieb gut verstanden. Sein frohes und temperamentvolles Naturell hat, zumal als Mönch, durchaus ansteckende Kraft gehabt“, erzählt Pater Bruno. Von ihm erfuhr er auch von der Möglichkeit, „Kloster auf Zeit“ zu machen. Dieser Anregung ist er dann auch bald einmal gefolgt. „Die Schnuppertage, mit der Möglichkeit am klösterlichen Leben teilzunehmen, haben mich angesprochen, besonders auch die Begegnung und die Gespräche mit den einzelnen Mönchen“, so Pater Bruno.
Nach diesem Kurzaufenthalt bei den Zisterziensern in Mehrerau setzte er sein begonnenes Psychologie-Studium fort. Allerdings geschah dies nur mit halber Kraft, denn die Frage – ob nun Kloster oder möglicherweise doch ein herkömmlicher Beruf – drängte sich ihm immer häufiger auf. In weiterer Folge lernte Pater Bruno auch noch andere Ordensgemeinschaften kennen – unter anderem den Kartäuserorden. Dieser geht auf den heiligen Bruno von Köln zurück. Dieser Orden, in dem das eremitische Ideal, nach dem Vorbild der frühen Mönchsväter, mit dem Gemeinschaftsleben verbunden ist, gilt innerhalb der Kirche als strengster Orden. Diese Lebensform verlangt dem einzelnen Mönch aufgrund der Einsamkeit und Stille, des nächtlichen Gebets und der asketischen Lebensweise viele Opfer ab. „Diese Radikalität der Gottsuche hat mich jedoch gleichermaßen in Bann gezogen und fasziniert. Sozusagen Relikt dieser geistigen-spirituellen Affinität zum Kartäuserorden ist mein Ordensname, den ich dann bei meiner Einkleidung als Zisterzienser von Mehrerau erhalten habe. Es waren verschiedene Gründe, die mich letztlich bewogen haben, bei den Zisterziensern von Mehrerau einzutreten. Wie es im Leben so ist, wird dem betreffenden Menschen erst im Nachhinein, rückblickend erschlossen, warum der individuelle Weg genau so und nicht anders verlaufen ist. So zeigt es auch die Geschichte Gottes mit seinem Volk, das mit Blick auf die nicht immer vorhersehbaren Wendungen, bisweilen auch Verirrungen, rückblickend ein Danklied auf Gottes Weisheit singt“, erinnert sich Pater Bruno an diesen wichtigen Lebensabschnitt zurück.
Angekommen
Nach dem Noviziat legte Pater Bruno 1994 die feierliche Profess ab und wurde 1996 in Rom zum Priester geweiht. 1997 führte ihn sein Weg schließlich in das zur Mehrerau gehörende Priorat Birnau, wo er als Seelsorger und Gemeindepfarrer erste Erfahrungen sammelte. Nachdem er dort Fuß gefasst hatte, übernahm er weitere wichtige Aufgaben in der Pfarrgemeinde, die sich bis heute erweitert haben. „Die pastorale Arbeit gefällt mir, denn ich habe mit vielen Menschen Kontakt – eine fordernde und auch herausfordernde Aufgabe. Gerade in einer Zeit der Verunsicherung und Ängste spüre ich die Dringlichkeit, die Menschen dorthin zu begleiten, wo die wahre Quelle des Lebens ist. Im Vertrauen auf Gottes Beistand möchte ich den Menschen dabei helfen, zu erkennen, was Gott für sie bereithält. Das ist nicht immer leicht. Denn wir haben nicht für alles eine Standard-Antwort, sondern finden diese gemeinsam mit den Menschen, vor allem auch durch gemeinsames Hinhören im Gebet“, spricht Pater Bruno.
Begegnung mit Gott
Seinen Ausgleich und seine Kraft findet Pater Bruno heute in den Bergen und im Wasser. „Meinen Abenteuergeist stille ich ab und an mit Nervenkitzel und wandere auf Gipfel oder schwimme längere Distanzen. So war es einmal, dass ich mich spontan entschloss, von Birnau zur Insel Mainau zu schwimmen. Ich hatte die Entfernung und die Wassertemperatur unterschätzt und geriet in Seenot. Mich ereilten Krämpfe, ich verlor zeitweise die Orientierung und meine Kräfte verließen mich mehr und mehr. Als ich schon dachte, ich überlebe das nicht, wurde ich auf wunderbare Weise gerettet: Ein einzelnes Schiff in der Dunkelheit, mit einer Jugendgruppe an Bord, war meine Rettung. Das war meine persönliche, eine Gotteserfahrung. Ähnlich wie das Volk Gottes sie vor langer Zeit gemacht hatte, als es auf wundersame Weise trockenen Fußes durch das Meer hindurchschreiten konnte. Gott hatte auch über mich seine schützende Hand gehalten. Wie es im Buch Exodus, Kapitel 15, Vers 2 steht: „Fortitudo et laus mea Dominus“. Der Herr ist meine Stärke und mein Lobgesang“, strahlt Pater Bruno.
Kurzportait:
Lieblingsessen: Geflügel mit Kartoffelpüree u. Gemüse
Lieblingsgetränk: Original Bergquellwasser
Das „nervt“ mich: wenn viel Lärm um nichts gemacht wird
Das Motto gefällt mir: „Ich rühme mich meiner Schwachheit.“ Hl. Paulus